Roverfahrt 2020

„Unterwegssein [ist] elementarer Bestandteil der Roverzeit“, steht in der neuen Stufenordnung. Das bedeutet den Roverraum zu verlassen, vor die Haustür zu treten und die Welt zu erkunden. Möglichkeiten dazu gibt es viele – wir haben uns für eine mehrtägige Wandertour über das Tennengebirge entschieden.

Fleißige Tourenplanung

„Unterwegssein [ist] elementarer Bestandteil der Roverzeit“, steht in der neuen Stufenordnung. Das bedeutet den Roverraum zu verlassen, vor die Haustür zu treten und die Welt zu erkunden. Möglichkeiten dazu gibt es viele – wir haben uns für eine mehrtägige Wandertour über das Tennengebirge entschieden. Unser Plan wurde durch die allseits bekannte besondere Situation zwar mehrmals auf die Probe gestellt und wir mussten ihn teilweise abändern, aber letztlich waren wir alle froh, überhaupt gemeinsam losziehen zu können. Bereits Anfang des Jahres haben wir mit der Planung begonnen und nach einer spannenden und wenig begangenen Tour im Gebirge gesucht.

Das Tennengebirge liegt im Salzburger Land, zwischen den westlich gelegenen Berchtesgadener Alpen und dem Dachstein Massiv östlich. Das Gebirge selbst ist ein etwa 60km2 großes Hochplateau, sehr verkarstet und mit reichlich Höhlen unterbaut. Startpunkt im Westen war Werfen, bekannt durch die Eisriesenwelten, dann sind wir über das Gebirge zum östlichen Örtchen Abtenau gewandert. 

Das Tennengebirge – grün markiert unsere Route

Der erste Tag begann früh, denn bereits um 5 Uhr haben wir uns am Gemeindezentrum getroffen und sind mit einem gemieteten Sprinter nach Österreich losgefahren. Gegen 10 Uhr waren wir dann am Parkplatz in Werfen und konnten nach der Verteilung des Proviants auch schon losziehen. Sehr angenehm waren die ersten 400 Höhenmeter, denn die konnten wir mit der Seilbahn fahren 😉 Dann ging es aber direkt alpin mit einem kleinen Klettersteig (A/B) entlang der Südflanke des Gebirge steil nach oben.

Klettersteig zum Einstieg

Im Klettersteig hatten wir tolle erste Ausblicke ins Tal und erreichten nach anstrengenden 90 Minuten das Ende des Steiges und waren somit auf dem Hochplateau des Gebirges angekommen. Zu unserer ersten Übernachtung, dem Leopold-Happisch-Haus, waren es weitere 90 Minuten. Durch aufziehenden Nebel und leichten Regen bekamen wir einen Eindruck, wie schwierig die Orientierung bei starkem Nebel in diesem Gebirge ist. Dank guter Planung und Ausrüstung haben wir aber trocken die menschenleere Hütte erreicht. Eingebettet in die atemberaubende hochalpine Landschaft des Tennengebirges liegt auf rund 1925 m die innovative Schutzhütte der Landesorganisation Salzburg der Naturfreunde Österreich, die seit dem Jahr 2016 mit einem Selbstbewirtschaftungskonzept betrieben wird. Da es keinen Hüttenwirt und kein Hüttenpersonal gibt, musst sich hier jeder selbst aktiv beteiligen und gemeinschaftlich mit anderen Gästen verschiedene Aufgaben im Hüttenalltag erledigen – dazu gehören das Kochen, der Abwasch, die Reinigung der Hütte und das Brennholzholen. Wir heizten den gemütlichen Küchenraum ordentlich ein und wärmten uns mit Tee auf.

Im Hochkogel -Klettersteig

Gegen später kamen dann noch weitere Wanderer, insgesamt waren aber nur etwa 13 Personen auf der Hütte und somit hatte jeder ausreichend Platz sich auszubreiten. Zum Abendessen gab es Spaghetti mit Tomatensoße (oder war es Suppe…?), die besonders gut schmeckten, weil wir sie zusammen mit dem ganzen Essen der nächsten Tage mit hochgetragen haben. Nach hitzigen Spielrunden “Wizard” haben wir uns noch etwas mit den anderen Gästen unterhalten und unseren Plan für den morgigen Tag an das vorhergesagte Wetter angepasst. Müde ging es dann relativ früh ins Bett, um 7 Uhr sollte der Wecker am nächsten Morgen klingeln.

Tag 2
Vom Happisch-Haus zur Edelweisserhütte

Am Dienstag war ab 13 Uhr Regen und Gewitterrisiko vorhergesagt, deswegen wollten wir zügig an der nächsten Unterkunft, dem Notlager der Edelweisserhütte, ankommen. Durch anfangs grüne Täler liefen wir vorbei an Schafen und Bergziegen, wobei erstere sehr kontaktfreudig waren und lauthals ihr Revier verteidigten. Es wurde zunehmende nebliger und im zweiten Teil der Strecke war kein Gras, sondern ausschließlich Stein unter unseren Füßen. In etwa 2 Stunden erreichten wir bereits unser Tagesziel (550Hm), die auf 2300m gelegene Edelweisserhütte. Da diese nur am Wochenende bewirtet ist, haben wir im Notlager, das sich direkt neben der eigentlichen Hütte befindet, übernachtet. Sagen wir so – hier war weniger Platz als im großen Happisch-Haus am Tag zuvor. Unsere Zeitplanung ging heute wunderbar auf – die ersten Regentropfen fielen zeitgleich mit unserer Ankunft an der Hütte vom Himmel herab. So konnten wir uns trocken im Notlager einrichten und spielten wieder ein paar Runde Wizard. Schließlich lies der Regen nach und die Sonne brach durch die dichte Nebeldecke hindurch. Wir wollten uns den markanten Gipfel des Hochthron, den wir von der Hütte aus bewundern konnten, von Nahem anschauen und zogen nochmal ohne Gepäck los. Es hat sich gelohnt, auf dem Grasrücken vor dem markantem Gipfel genossen wir die absolute Ruhe der Berge.


Für den Sonnenuntergang liefen wir noch auf die Wermutschneid, ein Grat mit tollem 360° Rundblick auf die Hütte, die Berchtesgadener Alpen und das Dachstein Gebirge. So konnten wir das wechselhafte Wetter an diesem Tag super ausnutzen und zum ersten mal einen freien Blick über das gesamte Gebirge genießen. Da in der Notunterkunft kein Kocher vorhanden ist, gab es heute Brot mit Landjäger und Käse zum Abendessen.

Das einzige, was jetzt schon schief gehen konnte, war die Vorstellung  von spät am Abend eintreffenden Wanderern, die auch im Notlager übernachten wollten. Diese Vorstellung, bereichert durch diverse spannende Beiträge im Hüttenbuch, sollte sich zum Glück aber nicht bewahrheiten. Sehr dankbar waren wir auch für das vom Edelweisserclub für uns bereitgestellte Wasser, denn im Tennengebirge ist es äußerst schwierig an Wasser zu kommen, während unserer gesamten Tour sind wir an keiner Stelle vorbeigekommen, an der wir es hätten auffüllen können. Das wussten wir zum Glück bereits davor 🙂

Das Leben wäre reizlos, wenn alles aus Zucker wäre. Salz schmeckt bitter, wenn man es für sich alleine genießt, aber wenn man es als Zutat verwendet, würzt es das Essen. Schwierigkeiten sind das Salz des Lebens.
aus “Rovering to Success” von R. Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinderbewegung

Panoramablick von der Wermutschneid
Verdientes Ankunftsbier

Unser Ziel für den kommenden Tag war die Laufener Hütte, streckentechnisch der längste Abschnitt der Tour. Nach Frühstück mit Müsli und Milchpulver zogen wir bei super Wetter los – auf etwa 13km Länge führte unsere Strecke über wegloses Gelände auf und ab. Etwa 700 Höhenmeter ging es an diesem Tag bergauf, markanter Gipfel war der 2407m hohe Bleikogel, dem zweithöchsten Gipfel des gesamten Tennengebirges. Stetiger Begleiter unserer Tour sind die unzähligen Höhlen, die sich unter dem gesamten Gebirge befinden. Immer wieder kamen wir an tiefen Höhleneingängen vorbei, das Geräusch des heruntergeworfenen Steines lies sehr lange auf sich warten… Besser schön vorbeilaufen also 😉 Nach etwa 6 Stunden sind wir schließlich an der Laufener Hütte angekommen, hier war richtig was los. Die Hüttenwirtin empfing uns sehr nett, das anschließende Ankunfts-Getränk hatten wir uns heute definitiv verdient! Unser mitgebrachtes Abendessen – heute zur Abwechslung mal wieder Spaghetti – wurde uns netterweise auch von der Hüttenwirtin zubereitet, auch wenn sie wohl etwas Mitleid wegen unserer Maggi-Tomaten-Pulver-Soße hatte… Abends planten wir unseren Abstieg für den kommenden Tag und vernichteten unsere Snack Vorräte.

Am Donnerstag hatten wir einen straffen Zeitplan, wir mussten uns an die Zeiten der öffentlichen Verkehrsmittel halten, um zum Auto in Werfen zurückzukommen. So machten wir uns früh auf zum Abstieg nach Abtenau. Die letzten Höhenmeter rasten wir dann gemütlich mit einer Rodelbahn den Berg hinab. Im Ort angekommen haben wir es gerade rechtzeitig zum Bus geschafft und nach einem Umstieg und Bahnfahrt später haben wir schließlich wieder Werfen erreicht. Auf dem Rückweg haben wir nach einer geeigneten letzten Übernachtung gesucht, um unser mitgetragenes Tarp und Isomatte doch noch zum Einsatz zu bringen. Im Chiemsee haben wir uns aber erstmal erfrischt, die vielen Stechmücken haben uns aber schnell wieder vertrieben und auch unseren Plan, in Seenähe zu biwakieren schnell zunichte gemacht. Das Pfadfinderzentrum in der Nähe durfte leider nur nach vorheriger Anmeldung beim Gesundheitsamt Gäste auf der Wiese aufnehmen – schließlich blieb uns also nicht viel anderes übrig und wir landeten auf einem Campingplatz etwas abseits des Chiemsees. Dort war auch Unterhaltungsprogramm geboten, nämlich in Form zweier Jungs, die augenscheinlich das erste mal auf einem Campingplatz waren und beim Zeltaufbau bemerkten, dass sie ihre Zeltstangen vergessen haben. Es war ein bisschen wie Kino, das Schauspiel zu beobachten, letztlich erbarmten wir uns und boten unsere Hilfe an. Danke einiger Schnüre und dem Abspannknoten konnten wir den beiden helfen und ihr Zelt stand danach auch ohne Stangen gut da. Damit aber noch nicht genug Unterhaltung, die beiden haben sich Abends zu uns gesellt und mit ihrer offenen oberfränkischen Art für häufige Lachanfälle bei uns geführt. Nach einer kurzen Nacht sind wir dann Freitag Morgen schließlich zurück nach Reutlingen gefahren und haben damit das Ende unserer Rovertour 2020 erreicht 🙂 In der Bildergalerie unten findet ihr noch mehr Eindrücke von unseren Tagen im Tennengebirge.

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